Eine Geburtsverletzung kann schwerwiegende Konsequenzen für die Betroffenen haben. Frauen, die unter einer Geburtsfistel leiden, leben oft verstossen und mit schweren körperlichen Beschwerden. Dabei wären die meisten dieser Fälle heilbar.

Eine Fistel ist eine Verletzung, die bei einem stark verzögerten Geburtsverlauf ohne angemessene fachliche Betreuung entstehen kann. Es bildet sich dabei ein Loch zwischen Blase und Scheide oder zwischen Enddarm und Scheide, was die Inkontinenz der Frau zur Folge hat. Die Betroffenen leben mit teils starken Schmerzen und grossen körperlichen Einschränkungen. Die Folgen einer Geburtsfistel sind für die Betroffenen auch psychisch sehr belastend. Die Frauen oder Mädchen entkommen nur knapp dem Tod und verlieren ihr Kind. Viele sind traumatisiert und kämpfen mit Depressionen. Aufgrund diverser Stigmata leben Fistelpatientinnen meist sozial isoliert, ausserhalb ihrer Dorfgemeinschaft: Der unkontrollierte Verlust von Urin oder Stuhlgang führt häufig zur Ausgrenzung der Betroffenen aus ihrer Heimat. Sie sind oft nicht mehr in der Lage, zu arbeiten. Um zu überleben sind sie abhängig von der Familie oder müssen betteln.

Ursachen von Fisteln

Die Ursachen für Fistelverletzungen sind unter anderem auch im tieferlegenden gesellschaftlichen Stellenwert der Frau zu finden. Wenn Mädchen beispielsweise gegen ihren Willen in jungen Jahren zwangsverheiratet werden, steigt die Wahrscheinlichkeit, bei der Kindesgeburt eine Fistel zu erleiden, massiv an. Fast 50% der Betroffenen sind zwischen 10 und 19 Jahren alt. Die körperliche Entwicklung zur Frau ist in diesem Alter noch nicht abgeschlossen und dementsprechend das Becken oft nicht breit genug für die Vollendung einer Geburt.

Weitere Gründe sind extreme Armut und damit verbunden oftmals der erschwerte Zugang zu grundlegender Gesundheitsversorgung. Das nächstgelegene Spital oder Gesundheitsinstitution befinden sich teilweise in stunden- oder tagelanger Entfernung von den ruralen Dörfern. Aus diesem Grund spielt auch die Sensibilisierung von Gemeinschaften eine wesentliche Rolle bei der Prävention und Eliminierung der Geburtsfisteln. Denn wenn die Vorzeichen einer komplizierten Geburt bekannt sind, können die betroffenen Mädchen und Frauen rechtzeitig medizinische Unterstützung aufsuchen.

So engagiert sich Women's Hope für die Behandlung & Prävention von Geburtsverletzungen

Eine Geburtsfistel kann durch einen chirurgischen Eingriff einer speziell geschulten Fistelchirurgin oder eines Fistelchirurgen geschlossen werden. Nach einer erfolgreichen Operation verlieren die Frauen keinen Urin respektive Stuhl mehr. Doch bevor die Frauen, die oft seit vielen Jahren mit ihrer Krankheit und ihrem Stigma leben, in einem Spital operiert werden können, müssen sie ausfindig gemacht und in die entsprechende Einrichtung transportiert werden. Da sie oft mangelernährt sind, ist vor der Operation ausserdem eine Aufbaudiät notwendig.

Nach der Operation benötigen die Frauen oftmals Physiotherapie und psychologische Begleitung. Zudem muss auf jede Frau und ihre Bedürfnisse eingegangen und individuelle Rehabilitationsprogramme zusammengestellt werden. Das Ziel ist nicht nur die Heilung der gesundheitlichen Beschwerden, sondern auch eine erfolgreiche Reintegration in ein vorhandenes soziales Umfeld oder der Aufbau eines neuen Netzwerks auf einer sicheren Lebensgrundlage.

Somit engagiert sich Women's Hope in der Identifikation, Behandlung, Rehabilitation und Reintegration von Frauen und Mädchen mit Geburtsfisteln. Betroffene Frauen können die körperlichen, psychischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen ihres Leides überwinden und so wieder ein würdiges Leben führen.


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Titelbild
: Fistelpatientin im Hamlin Fistula Hospital; Foto: Hanspeter Baertschi

Wie wir arbeiten

Gemeinsam mit der Allianz "Gender Equality & Health" und unseren lokalen Partnerorganisationen verfolgen wir einen vielfältigen Ansatz, um die Herausforderungen möglichst an den Wurzeln anzugehen.

Kennzahlen zu Geburtsfisteln

Fast 50%
aller Patientinnen mit Fisteln sind zwischen 10 und 19 Jahre alt. Bei vielen Teenager ist die körperliche Entwicklung noch nicht abgeschlossen. Sie sind noch nicht für eine Geburt bereit. Je jünger die Mädchen, desto grösser ist das Risiko für komplikationsreiche Geburten.

80% - 95%
sind die Erfolgschancen von Fisteloperationen – je nach Komplexität der Fälle.

ca. CHF 360.-
betragen die durchschnittlichen Kosten einer Fisteloperation.

135 Operationen
zur Behandlung von Geburtsverletzungen hat Women's Hope 2022 ermöglicht.

Heilung von Geburtsfisteln

Geburtsfisteln, um was geht es?

Belaynesh's Geschichte

Belaynesh's Geschichte, Patientin in Desta Mender, Äthiopien

Belaynesh Dawi ist eine der wenigen dauerhaften Patientinnen im Rehabilitationszentrum Desta Mender. Ihre lange Genesungsgeschichte zeigt, wieso es einen holistischen Ansatz braucht, um Fistelüberlebenden langfristige Perspektiven geben zu können.

Projektbeispiele von Women's Hope

Patientinnen im Rehabilitationszentrum Desta Mender, Äthiopien

Äthiopien: Perspektiven für Fistelüberlebende

Im Desta Mender Rehabilitationszentrum in Äthiopien wird die körperliche und psychische Heilung von Fistelüberlebenden unterstützt. Berufstrainings helfen den Fistelüberlebenden, sich eine selbstbestimmte und unabhängige Zukunft aufzubauen.

End Fistula Bangladesch

Bangladesch: End Fistula - Frauen Mit Fisteln Identifizieren, Heilen und Reintegrieren

In Bangladesch wissen viele Fistelbetroffene nicht, was die Ursache ihres Leidens ist und dass Fisteln in den meisten Fällen heilbar sind. Das Projekt "End Fistula" zielt darauf ab, Betroffene zu erreichen, zu identifizieren und zu behandeln, sowie sie gesellschaftlich zu reintegrieren.