Nahaufnahme eines Neugeborenen.
Sensibilisierung für Geburtsfisteln.
© Farhana Akther/WHI/Fairpicture

Frauen mit Geburtsfisteln – einer schwerwiegenden Geburtsverletzung – leben oft von der Gesellschaft isoliert und mit starken körperlichen und psychischen Beschwerden. Dabei wären die meisten Fälle vermeid- oder heilbar. Hier setzt unsere Arbeit an.


Geburtsfisteln kurz erklärt

Eine Geburtsfistel entsteht bei einer stark verzögerten Geburt ohne fachliche Betreuung. Durch das lange Feststecken des Kindes im Geburtskanal entsteht im Körper der Frau ein Loch zwischen Blase und Scheide oder zwischen Enddarm und Scheide.


Folgen

Laut UN-Bevölkerungsfonds verlieren 90 Prozent der Frauen mit Fisteln ihr Baby. Die Betroffenen leiden unter Harn- und/oder Stuhlinkontinenz, was häufig zu chronischen Gesundheitsproblemen, Depressionen, sozialer Isolation und zunehmender Armut führt.


Betroffene

Am häufigsten betroffen sind Frauen, die zu weit weg von Gesundheitseinrichtungen leben oder sich die Versorgung aufgrund von Armut nicht leisten können. Besonders gefährdet sind junge Mädchen, da ihr Körper noch nicht bereit ist für eine Geburt.


Lösungsansätze

Fisteln sind vermeidbar. Deshalb legen wir einen starken Fokus auf die Prävention – etwa indem wir sichere Geburten fördern. Wir unterstützen aber auch Betroffene mit Operationen und einer umfassenden medizinischen und sozialen Nachbetreuung.

So verhindern wir Geburtsfisteln – und stärken betroffene Frauen nachhaltig

Gemäss der zuständigen UN-Organisation leben im Globalen Süden rund eine halbe Million Frauen mit Geburtsfisteln – jedes Jahr kommen etwa 50’000 neue Fälle dazu. Die gute Nachricht: Fisteln sind vermeidbar. Aber auch für betroffene Frauen gibt es Perspektiven: Sie können fast immer durch eine Operation von speziell geschultem Fachpersonal geheilt werden. Deshalb verfolgen wir einen umfassenden Ansatz – mit vorbeugenden Massnahmen ebenso wie mit konkreter Hilfe für betroffene Frauen.

All unsere Massnahmen entwickeln wir in enger Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung und den Institutionen vor Ort.

Prävention

Gemeinsam mit unseren lokalen Partnerorganisationen:

  • fördern wir sichere Geburten, indem wir Hebammen ausbilden, die Gesundheitsinfrastruktur stärken und Zugangsbarrieren senken.

  • sensibilisieren wir die Gemeinschaften für die Wichtigkeit von vorgeburtlichen Untersuchungen, denn wenn die Vorzeichen einer komplizierten Geburt bekannt sind, können betroffene Mädchen und Frauen rechtzeitig medizinische Unterstützung aufsuchen.

  • setzen wir uns gegen Kinderehen ein, indem wir etwa Familien dabei unterstützen, ihre Töchter nicht aufgrund finanzieller Not zu verheiraten. Zudem sensibilisieren wir sie und die Gemeinschaften für die Risiken einer frühen Heirat.

  • engagieren wir uns gegen weibliche Genitalbeschneidung, da diese schädliche Praxis aufgrund von Vernarbungen das Risiko bei der Geburt erhöht.

Identifikation, Behandlung und Begleitung

Gemeinsam mit unseren lokalen Partnerorganisationen:

  • machen wir betroffene Frauen ausfindig und klären sie über die Chancen der Heilung von Geburtsfisteln auf.

  • fördern wir die medizinische Behandlung, indem wir die Operationskosten übernehmen, chirurgisches Fachpersonal ausbilden und Gesundheitsmitarbeitende schulen, sodass sie Geburtsfisteln erkennen und eine entsprechende Behandlung einleiten können.

  • unterstützen wir Betroffene mit gezielter Nachsorge in Form von Physiotherapie und einfühlsamer psychosozialer Begleitung.

Reintegration

Gemeinsam mit unseren lokalen Partnerorganisationen:

  • unterstützen wir Betroffene bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft, indem sie beispielsweise durch handwerkliche Kurse neue Möglichkeiten erhalten, eigenes Geld zu verdienen – und so den Weg zurück in ein Leben mit Anerkennung und Würde finden.

Immer häufiger begegnen uns in unseren Projekten auch Frauen mit iatrogenen Fisteln. Anders als Geburtsfisteln (rekto- und/oder vesikovaginal) entstehen iatrogene Fisteln durch medizinisches Personal – meist unbeabsichtigt im Rahmen eines Eingriffs. Häufige Ursachen sind unsachgemäss durchgeführte Operationen, etwa bei Kaiserschnitten oder Gebärmutterentfernungen.

In unseren Projekten unterstützen wir auch Frauen mit iatrogenen Fisteln sowie solche mit anderen Geburtsverletzungen, deren Folgen denen von Geburtsfisteln ähneln.

Neuanfang trotz allem

Erfahre im Video, wie Hasina Begun heute andere Fistelbetroffene ausfindig macht – und so ihr Leben erneut einen Sinn hat.

(Video in Englisch)

 

Zwei Frauen sitzen auf einem Spitalbett und schauen in die Kamera.
Zwei Fistelpatientinnen im Hamlin-Spital, Äthiopien.
© Hanspeter Bärtschi/WHI
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Notsituation im Bangladesch
Prekäre Lage in fdsfs für Frauen und Kinder

Fistelaufklärung

Wissen als Präventionsmittel: Mädchen in Bangladesch werden von ihrem Lehrer über Geburtsfisteln aufgeklärt.
© LAMB/WHI