Schwemmlandinseln bei Überschwemmungen in Bangladesch.
Schwemmlandinseln in Kurigram, Bangladesch.
© Noemi Grossen /WHI

Die Gesundheitsversorgung in Kurigram, dem ärmsten Distrikt Bangladeschs, ist beinahe inexistent. Noemi Grossen, unsere Geschäftsführerin, berichtet von für uns unvorstellbaren Zuständen – und sagt, was wir nun gemeinsam mit unserem lokalen Partner tun.

Veröffentlicht am 20. Mai 2025

Noemi, du warst vergangenen November auf einer Dienstreise im Nordwesten Bangladeschs und hast die Menschen im von Fluten getroffenen Distrikt Kurigram besucht. Wie muss man sich das Leben dort vorstellen?
Die geografische Lage prägt das Leben der Menschen stark. Ein Teil der Bevölkerung lebt auf sogenannten Chars: Schwemmlandinseln oder Sandbänken. Die Bedingungen auf den Chars sind hart, der Boden erodiert, und es kommt häufig zu Überschwemmungen. Entsprechend schlecht sind die Voraussetzungen für die Landwirtschaft. Viele Menschen verlieren aufgrund der Überschwemmungen regelmässig ihr gesamtes Besitztum. Nach den grossen Fluten vergangenen Sommer leisteten wir Nothilfe – und erkannten, dass die Not bleibt, auch wenn das Wasser zurückgeht.

Noemi Grossen, Geschäftsleiterin Women's Hope auf Dienstreise im Gespräch mit Familien aus Bangladesch.
Noemi Grossen im Gespräch, Bangladesch.
© LAMB

Women’s Hope hat deshalb entschieden, auf der Schwemmlandinsel Jahazer Alga in den Aufbau der lokalen Gesundheitsversorgung zu investieren. Warum gerade dort?
Die Gesundheitsversorgung für die rund 15 000 Menschen in Jahazer Alga ist vollkommen unzureichend. Ein rudimentär eingerichteter Gesundheitsposten beschäftigt gerade mal zwei Mitarbeitende: einen Assistenten mit dreijähriger Ausbildung als Ernährungsberater und einen Gemeindegesundheitsmitarbeiter, der lediglich eine 21-tägige Schulung durchlaufen hat. Beide leben auf einer anderen Insel und kommen daher nicht täglich zur Arbeit.

Wie sieht die Gesundheitsversorgung für schwangere Frauen aus?
Sie sind weitestgehend auf sich allein gestellt. Etwa 70 Prozent der Frauen gebären ihr Kind zu Hause. Die hohe Anzahl von Frauen, die nach einer traumatischen Geburt mit einer Fistel zurückbleiben, ist erschreckend, wie Zahlen unserer Partnerorganisation zeigen. Rund 5 Prozent der Mütter versterben sogar! Die nächstgelegene Einrichtung, das Krankenhaus in Kurigram, ist zweieinhalb Stunden entfernt.

Portrait von Noemi Grossen.

«Im Notfall sind nicht die Transportkosten das grösste Problem – sondern die Tatsache, dass es gar keinen Transport gibt.»

Noemi Grossen, Geschäftsleiterin Women's Hope

Was ist nun geplant?
Zuerst wird unser Partner vor Ort aufgrund von Feldbesuchen und Daten der Regierung die dringendsten gesundheitlichen Anliegen der Bevölkerung identifizieren. Bereits jetzt ist klar, dass wir den einzig existierenden Gesundheitsposten renovieren und besser ausstatten und zusätzlich in die Schulung von Personal, insbesondere zur Mütter-Kind-Gesundheit, investieren werden. Im zweiten Projektjahr werden wir voraussichtlich zwei Personen für die Geburtshilfe einstellen.

Wie garantiert Women’s Hope, dass die Aktivitäten nachhaltige Wirkung haben?
Das Projektteam organisiert verschiedene Treffen mit wichtigen Schlüsselpersonen, um deren Unterstützung und die Akzeptanz für das Projekt sicherzustellen. Das Ziel ist, dass Regierungsmitarbeitende die Stärkung des Gesundheitssystems mittragen, im besten Fall auch finanziell.

Zwei Teenagermütter mit ihren Kindern in Bangladesch.
Teenagermütter aus Jahazar Alga, Bangladesch.
© Noemi Grossen /WHI

Notsituation im Bangladesch
Prekäre Lage in fdsfs für Frauen und Kinder