Kinderehen sind ein weltweites Phänomen mit vielfältigen Ursachen, das vor allem Mädchen betrifft. In der November Ausgabe der WHI-News diskutieren wir, welche Ursachen und Folgen Kinderehen haben - und mit welchen Massnahmen Women’s Hope dagegen vorgeht.

12 Millionen Mädchen werden jedes Jahr vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet. Das sind 23 Mädchen pro Minute - beinahe 1 Mädchen alle 3 Sekunden.

Folgen von Kinderehen

Kinderehen sind eine Form von geschlechtsspezifischer Gewalt und stellen eine Menschenrechtsverletzung dar. Ungleichheit zwischen den Geschlechtern, Armut, unsichere Lebensumstände (etwa in Konfliktzonen oder Fluchtsituationen) und der Mangel an wirtschaftlichen und sozialen Möglichkeiten für Mädchengehören zu den Haupttreibern. Weltweit geht die Zahl der Kinderehen zwar zurück, aber vielerorts nur sehr langsam.

Fehlende Schulbildung: Mädchen, die früh verheiratet werden, brechen meistens die Schule ab und verpassen so die Chance, Fähigkeiten für eine bessere berufliche Zukunft zu erwerben. Je länger ein Mädchen die Schule besucht, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es vor dem 18. Lebensjahr verheiratet wird und im Teenageralter Kinder bekommt.
Gewalt: Die Gefahr, ein Leben lang häuslicher Gewalt ausgesetzt zu sein, ist gross für Mädchen und Frauen, die als Kinder verheiratet werden.
Gesundheit: Bei einer Schwangerschaft zwischen 15 und 19 Jahren ist das Sterberisiko der Mutter doppelt so hoch wie eine Schwangerschaft nach dem 20. Lebensjahr.
• Ungleichheit: Die wenigsten Betroffenen können mitbestimmen, wann und wen sie heiraten. Die Heirat beendet oft die Chance auf Bildung und besserbezahlte Jobs. Sie wirkt sich auch einschränkend auf selbstbestimmte Entscheidungen im Haushalt aus.
• Armut: Armut ist sowohl ein Treiber wie auch eine Folge von Kinderheirat. Kinderbräute und ihre Kinder bleiben oft in Armut gefangen.

 


Das macht WHI

Wir haben mit Liton Bala, Programmdirektor unserer Partnerorganisation LAMB über Erfolge und Herausforderungen des gemeinsamen Projekts «Ending Child Marriage» in Parbapitur, Bangladesch gesprochen.

Ein wichtiger Teil des Projekts sind sogenannte «Safe Spaces», in denen sich Mädchen nicht nur ungestört austauschen. Sie werden dort auch aufgeklärt, erhalten Menstruationskits und werden sportlich gefördert. Die meisten Safe Spaces sind in Räumen auf Schulgeländen integriert.

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Liton Bala, Programmdirektor der Partnerorganisation LAMB

«Ein Fussballturnier oder das Karatetraining gibt den Mädchen die Chance, sich sportlich zu betätigen. Das hilft ihnen, ihre Schüchternheit zu überwinden und Selbstvertrauen zugewinnen. Das Karatetraining kommt ihnen auch direkt zugute, als Form der Selbstverteidigung.»

Die Corona-Pandemie hat nicht nur Projektaktivitäten, wie Sporttrainings oder Treffen in den «Safe Spaces» für die Teilnehmerinnen eingeschränkt - sondern auch die Situation der Kinderheiraten weiter verschärft. Grund dafür sind u.a. der wachsende wirtschaftliche Druck, besonders für arme Familien. Mädchen werden nach wie vor als eine Last angesehen und ihre Schulbildung als Geldverschwendung.

«Als wichtigste Massnahme sehe ich die Sensibilisierungsarbeit mit männlichen Gruppen. Sie sollen und können Mädchen und Frauen stärken in Bezug auf Bildung, Beruf, dem Zugang zu Ressourcen und gemeinsamer Entscheidungsfindung.»

Jedoch sieht er auch wichtige Veränderungen in der Einstellung zu Kinderheirat in der Gesellschaft: Neben Regierungsinitiativen und Eltern, die sich öffentlich verpflichten, ihre Mädchen nicht vor dem 18. Geburtstag zu verheiraten, sind auch vermehrt Mädchen in der Lage, ihre Rechte einzufordern.

«Mädchen träumen jetzt davon, sich genau gleichwie Männer zu etablieren. Sie finden den Mut, sich gegen eine Kinderheirat aufzulehnen, und sie sind vermehrt in der Lage, zu verhandeln und ihre Eltern von den negativen Folgen der Kinderheirat zu überzeugen.»


Helfen Sie mit einer Spende, dass Mädchen und Frauen in Afrika und Asien selbstbestimmt und gesund leben können. Herzlichen Dank!

Veranstaltung:
Kinderehen und Zwangsheirat in der Schweiz

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Ehen mit Minderjährigen sind auch in der Schweiz ein Thema. 
Im Rahmen der weltweiten Kampagne “16 Tage gegen Gewalt an Frauen” gehen wir mit einem Film und einer Podiumsdiskussion dem Thema auf den Grund. Hier geht es zur Anmeldung.

WHI News November 2021 lesen

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Projekt: Ending Child Marriage

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Seit 2018 begleitet Women’s Hope im Norden Bangladeschs ein Projekt zur Eliminierung von Kinderehen. Es umfasst Massnahmen zur Stärkung des Selbstbewusstseins von Mädchen, Sensibilisierungsaktionen für (oft männliche) Entscheidungsträger sowie die Zusammenarbeit mit lokalen Behörden, zur Durchsetzung von Schutzmechanismen.
Hier gibt es mehr Informationen dazu.