Frauen sitzen am Boden und diskutieren.
Austausch zu Genitalbeschneidung, Somali-Region, Äthiopien.
© Noemi Grossen/WHI

Trotz staatlichem Verbot ist die Genitalbeschneidung von Mädchen in Äthiopien weitverbreitet. Traditionelle Ideologien und Irrtümer – etwa die Vorstellung, Beschneidung führe zu besserer Hygiene und schütze vor Krankheiten – halten die Praxis aufrecht. Unser Projekt in der Somali-Region stärkt Frauen darin, für ihren unversehrten Körper einzustehen.


Lokaler Partner

OWDA (Organisation for Welfare and Development in Action) setzt sich für bessere Lebensbedingungen lokaler Gemeinschaften in der Somali-Region in Äthiopien ein.


Ziele

Das Projekt trägt zur Beseitigung aller Formen der weiblichen Genitalbeschneidung (FGC) in der Somali-Region in Äthiopien bei.


Aktivitäten

Sensibilisierung und Vernetzung von Gesundheitspersonal, Schaffung von Beratungsstellen, Förderung von Austauschgefässen für Frauen, Organisation von Diskussionsforen und Sensibilisierungskampagnen.


Teilnehmende

Knapp 22’000 Personen, die direkt in die Projektaktivitäten involviert sind, darunter Frauen, Beschneiderinnen und religiöse Führungspersonen, rund 12’000 indirekt Involvierte.

In der Somali-Region in Äthiopien, im Osten des Landes, sind so gut wie alle Frauen beschnitten. Die meisten von ihnen leben mit der ausgeprägtesten Beschneidungsform. Dabei werden die äusseren Geschlechtsteile teilweise oder ganz entfernt; die Wunde wird im Anschluss zugenäht. Übrig bleiben jeweils eine kleine Öffnung für Urin und eine für Menstruationsblut.

Die Frauen leiden lebenslang unter den schwerwiegenden Folgen der menschenrechtswidrigen Praxis. Neben chronischen gesundheitlichen sowie psychologischen Beschwerden gehört auch eine massiv erhöhte Mütter- und Säuglingssterblichkeit dazu.

Weibliche Genitalverstümmelung ist vor allem unter der Abkürzung FGM (Female Genital Mutilation) bekannt. Dieser Begriff hebt den schädigenden Charakter der Praxis hervor und wird häufig in Menschenrechts- und Gesundheitskontexten verwendet.

FGC (Female Genital Cutting) ist eine kulturell sensiblere Bezeichnung, die insbesondere im Dialog mit betroffenen Gemeinschaften bevorzugt wird. Wir verwenden überwiegend den Begriff FGC, um den Wunsch der Frauen in unserer Arbeit zu respektieren, die sich nicht als verstümmelt, sondern als beschnitten sehen.

Die beiden Begriffe beschreiben dieselbe Praxis, die international als Menschenrechtsverletzung anerkannt ist.

Obwohl es keine gesundheitlichen Gründe für eine Beschneidung gibt, tragen die Gemeinschaften und insbesondere Mütter und Grossmütter die Tradition weiter, denn der gesellschaftliche Druck ist enorm. Die meisten Menschen in der Projektregion verbinden die Genitalbeschneidung mit der «Reinheit» und «Jungfräulichkeit» einer Frau. Eine Beschneidung erhöht deshalb die Heiratsfähigkeit und gesellschaftliche Akzeptanz einer Frau.

Titel: Say No! – Gemeinsam gegen weibliche Genitalbeschneidung
Lokaler Partner: Organisation for Welfare and Development in Action (OWDA)
Projektregion: Somali-Region, Äthiopien
Dauer: Mai 2023 bis Dezember 2025
Interventionslinien:
Eliminierung von geschlechtsspezifischer Gewalt
 

Was wir tun

Um zukünftige Generationen von Mädchen und Frauen vor dieser gesundheitsschädlichen Praxis zu bewahren, muss sich die Einstellung in der Gesellschaft ändern. Deshalb sieht das Projekt einen ganzheitlichen Ansatz vor, der alle wichtigen Akteure einbezieht. Die Aktivitäten beinhalten:
 

  • die Bildung eines Netzwerks zwischen Mitarbeitenden der Gesundheitseinrichtungen, Beschneiderinnen und der lokalen Regierung. Eine solche Plattform bietet die Möglichkeit für Diskussionen und den Austausch über die gesundheitlichen Folgen von FGC.

  • die Schaffung von an die Gesundheitszentren angegliederten Beratungsstellen zu allen Themen rund um FGC.

  • die Gründung von Safe Spaces für Frauen und Mädchen, welche Diskussionen über die Ursachen und Folgen von FGC, traditionelle Geschlechternormen und sexuelle und reproduktive Gesundheit ermöglichen.

  • die Durchführung von Sensibilisierungskampagnen, die Mitglieder der Gemeinschaft über die negativen Folgen von FGC aufklären.

  • die Organisation von Diskussionsforen, in denen Männer, Jungs und religiöse Führer sich über Geschlechternormen, Männlichkeit und die Praxis von FGC austauschen.

Ein Mann mit Turban spricht zu einer Gruppe.
Religiöse Stimmen nehmen im Kampf gegen weibliche Genitalbeschneidung eine Schlüsselrolle ein.
© Noemi Grossen/WHI

Was wir erreichen wollen

  • Mitarbeitende in Gesundheitszentren sind besser ausgebildet, um Krankheiten und Komplikationen, die als Folge einer Beschneidung entstehen, zu behandeln. Die entsprechenden Gesundheitsdienste sind für Gemeindemitglieder verfügbar und zugänglich.

  • Frauen und Mädchen sind in ihrer Entscheidungskraft gestärkt. Sie setzen sich gegen alle Formen weiblicher Genitalbeschneidung ein und fordern ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit ein.

  • Tief verwurzelte Einstellungen zu weiblicher Genitalbeschneidung verändern sich positiv in den Gemeinden, und die Abschaffung von FGC wird öffentlich diskutiert.

Nachhaltigkeit

Ein wesentliches Merkmal des Projekts ist die starke Beteiligung und Mobilisierung der Bevölkerung. Es verfolgt einen partizipativen Ansatz bei der Planung, Durchführung und Überwachung von Projektaktivitäten, wobei wir die Regierung, Vertreter der Gemeinschaft und andere Interessengruppen regelmässig einbeziehen. Das Projekt berücksichtigt kulturelle, normative und religiöse Aspekte aller Beteiligten. Dieser Ansatz soll dazu beitragen, dass das Projekt seine Ziele erreicht, eine Wirkung entfaltet und von der Gemeinschaft getragen wird.

Logo DEZA

Wir danken allen Förderpartnern – auch jenen, die hier nicht erwähnt sind – für die Ermöglichung des Projekts.

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