Eine Frau erklärt stehend etwas vor einer Gruppe sitzender Frauen.
Selbsthilfegruppe, Kabul.
© WHSA/WHI

Die Taliban schränken die Rechte der afghanischen Frauen mehr und mehr ein: Sie verbieten ihnen Bildung, machen Kleidungsvorschriften und drängen sie aus dem öffentlichen Leben. In Selbsthilfegruppen entwickeln Frauen gemeinsam Strategien im Umgang mit der Situation und bauen ihre Fähigkeiten aus, um eigenes Geld zu verdienen.


Lokaler Partner

Die Women’s Hope Social Association (WHSA) setzt sich für ein freies, sicheres und selbstbestimmtes Leben von Frauen in Afghanistan ein. Die Organisation kämpft für ihren Zugang zu Bildung und Arbeit und für ihre gesellschaftliche Anerkennung.


Ziele

Afghanische Frauen sind befähigt, dank neuem Wissen und neuen Fähigkeiten finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen, das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Gewalt zu stärken und aktiv gegen Kinderehen vorzugehen.
 


Aktivitäten

Förderung und Begleitung von Selbsthilfegruppen, in denen Frauen handwerkliche Fähigkeiten erlernen und sich gleichzeitig zu sensiblen Themen austauschen und so Möglichkeiten zur Verbesserung der eigenen Situation erkennen.


Teilnehmende

Rund 2300 Frauen, die direkt in die Selbsthilfegruppen involviert sind, knapp 14’000 indirekt involvierte Familienmitglieder.

Afghanistans Bevölkerung leidet unter politischer Instabilität und grosser Armut. Die Situation der Frauen im Land wird durch die restriktive Politik der Taliban zusätzlich verschärft: Die Taliban haben sie systematisch aus Schulen, Universitäten und dem öffentlichen Leben verbannt – ihre Rechte beschnitten, ihre Stimmen zum Schweigen gebracht.

Tief verwurzelte patriarchale Normen im Land führen zu einer weiten Verbreitung geschlechtsspezifischer Gewalt wie etwa Kinderheiraten. Doch die Taliban haben den Schutz für Frauen systematisch abgebaut. Gewalt gegen Mädchen und Frauen bleibt somit unsichtbar, die Betroffenen bleiben alleingelassen.

Auch die Folgen des Bildungsverbots für Mädchen und Frauen sind fatal: Laut UN Women wird das Verbot in den nächsten Jahren im Land zu rund 45 Prozent mehr Teenagerschwangerschaften führen. Weil künftig weibliches medizinisches Personal fehlt, wird sich gemäss UN Women auch die Müttersterblichkeit massiv erhöhen. Denn die Taliban schreiben den Frauen vor, dass sie sich nur von Frauen behandeln lassen dürfen – und setzen so ihre Gesundheit und ihr Leben bewusst aufs Spiel.

Titel: Frauen stärken Frauen in Kabul und Scheberghan
Lokaler Partner: Women’s Hope Social Association (WHSA)
Projektregion: Hauptstadt Kabul im Osten und Stadt Scheberghan im Norden des Landes
Dauer: Januar 2025 bis Dezember 2026 (Folgeprojekt)
Interventionslinien:
Eliminierung von geschlechtsspezifischer Gewalt
 

Trotz der immer härteren Realität, mit der sie konfrontiert sind, sehen wir: Afghanische Frauen beweisen weiterhin einen bemerkenswerten Mut. In unserem Projekt versuchen wir, sie bestmöglich in ihrer Widerstandsfähigkeit zu unterstützen.

Frauen sitzen am Boden und hören einer Frau zu, die ein Bild in die Höhe hält.
Austausch in Selbsthilfegruppe.
© WHSA/WHI

In einer ersten Projektphase baute unsere lokale Partnerorganisation zwischen 2021 und 2024 – mit zwischenzeitlichem Unterbruch aus Sicherheitsgründen – rund 130 Selbsthilfegruppen auf. Diese haben seither Bestand und haben sogar weitere, unvorhergesehene Auswirkungen. Frauen bringen beispielsweise ihre Töchter in die Gruppen mit, andere Teilnehmerinnen unterrichten sie im Lesen und Schreiben.

Was wir tun

In der aktuellen Projektphase:

stärken wir die Vernetzung,
indem zwölf geschulte Frauen die bereits bestehenden Selbsthilfegruppen begleiten, Aktivitäten koordinieren und Bildungsinhalte leicht verständlich aufbereiten. Vertreterinnen einzelner Gruppen tauschen sich gezielt mit Mitgliedern anderer Gruppen aus, um so den Wissenstransfer zu gewährleisten und Strategien zu entwickeln, ihre Anliegen geeint voranzutreiben.

fördern wir die finanzielle Selbstständigkeit der Frauen, indem sie sich in den Gruppen unter fachlicher Anleitung handwerkliche Fähigkeiten aneignen, beispielsweise das Herstellen von Seifen, das Nähen oder das Besticken von Hijabs. Durch das eigene Einkommen stärken sie ihre innerfamiliäre und gesellschaftliche Position.

unterstützen wir den Wissensaufbau, indem die Leiterinnen innerhalb der Gruppen Themen wie Kinderehen oder Frauenrechte auf eine kontext- und konfliktsensible Weise ansprechen und die Frauen zur Diskussion anregen. So gelingt es den Teilnehmerinnen, ihr Wissen auszubauen, Selbstvertrauen zu gewinnen und Möglichkeiten zur Verbesserung der eigenen Situation zu erkennen.

Angesichts der katastrophalen Wirtschaftslage tolerieren die Taliban derzeit Projekte, die darauf abzielen, die Lebensbedingungen der Bevölkerung finanziell zu verbessern. Durch die handwerklichen Trainings wird vordergründig genau dieses Ziel verfolgt; gleichzeitig dienen die Gruppen als Ort, wo die Frauen in sicherem Rahmen kritische Themen diskutieren können.

Auch wenn diese Strategie bisher erfolgreich war, hat der Schutz der beteiligten Frauen für uns oberste Priorität. Die Projektverantwortlichen setzen deshalb vorausschauend verschiedene Massnahmen um, um ihre Sicherheit bestmöglich zu gewährleisten.

Nachhaltigkeit

Durch den niederschwelligen Ansatz der Selbsthilfegruppen sind diese agil und können sich rasch an veränderte Rahmenbedingungen anpassen. So verzichten beispielsweise die Gruppenleiterinnen vermehrt auf die Verwendung von physischem Schulungsmaterial, um keine Spuren zu hinterlassen. Die Frauen entwickeln innerhalb der Gruppen Strategien im Umgang mit ihrer Situation und können diese Stärken in ihre Familien und ihr privates Umfeld tragen. Durch den Zusammenschluss der Gruppen auf übergeordneter Ebene sollen solidarische Strukturen geschaffen werden, die sich gegenseitig bestärken und über individuelle Ziele hinausgehen.

Logo DEZA
Logo Däster Schild Stiftung

Wir danken allen Förderpartnern – auch jenen, die hier nicht erwähnt sind – für die Ermöglichung des Projekts.

Notsituation im Bangladesch
Prekäre Lage in fdsfs für Frauen und Kinder

Schulung Selbsthilfegruppe

Für viele Frauen sind die Selbsthilfegruppen der einzige sichere Ort, wo sie sich vertrauensvoll austauschen können.
© WHSA/WHI