Frauen in bunten Kleidern sitzen nebeneinander. Eine hebt die Hand, um etwas zu sagen.
Frauen äussern bei einer Gemeinschaftsbefragung ihre Bedürfnisse.
© Salomon Dainyoo/WHI/Fairpicture

Im Tschad bleiben nach einer langwierigen und komplizierten Geburt jährlich gegen tausend Frauen mit einer Fistel zurück. Unser Projekt unterstützt die Betroffenen mit Aufklärung, medizinischer Versorgung und der Schaffung neuer Einkommensmöglichkeiten – damit sie sich erneut Perspektiven aufbauen können.


Lokaler Partner

Das Bureau National de Recherche en Genre et Développement (BUNARGED) ist eine frauengeführte tschadische NGO, die sich für die Rechte und die soziale Teilhabe von Frauen und Mädchen einsetzt.


Ziele

Fistelbetroffene im Osten des Tschad erhalten eine verbesserte medizinische Betreuung, besonders vulnerable Frauen haben die Möglichkeit, durch eine Weiterbildung ihre Lebensbedingungen zu verbessern.


Aktivitäten

Ausbau der Gesundheitsinfrastruktur und Verbesserung der Betreuungsqualität, wirtschaftliche Unterstützung von Betroffenen, Schulung von Fachpersonal und Sensibilisierung der Bevölkerung.


Teilnehmende

Rund 600 Fistelüberlebende und gut 15’000 weitere Personen, die direkt im Projekt involviert sind, über 42’000 Menschen, etwa Angehörige und Nutzende einer App, die indirekt vom Projekt profitieren.

Geburtsfisteln entstehen meist durch schwierige Geburten ohne medizinische Betreuung und kommen daher besonders oft in den ländlichen Regionen des Tschad vor. Besonders betroffen sind junge Mädchen, deren Körper für eine Schwangerschaft nicht bereit ist.

Trotz einer nationalen Strategie zu Geburtsfisteln fehlen im Tschad, einem der ärmsten Länder der Welt, die Mittel und der politische Wille, um der Thematik umfassend zu begegnen.

Die Folgen für die Betroffenen sind fatal: Nebst einem schweren Verlust – neun von zehn Frauen verlieren ihr Kind bei der Geburt – leiden die Frauen unter belastenden Symptomen wie unkontrolliertem Urinverlust oder Stuhlgang.

Viele Frauen leben sozial isoliert und in Armut. Meist wären die schwerwiegenden Verletzungen heilbar, doch viele Betroffene wissen nicht, dass es Heilungsmöglichkeiten gibt. Der Zugang zu Informationen ist vielen erschwert, da im gesamten Land nur 14 Prozent der Frauen lesen können.

Titel: Neue Stärke statt Isolation: Fistelüberlebende schaffen sich neue Perspektiven
Lokaler Partner: Bureau National de Recherche en Genre et Développement (BUNARGED)
Projektregion: Stadt Abéché in der Provinz Ouaddaï im Osten des Tschad
Dauer: Juli 2024 bis Oktober 2027 (Pilotprojekt)
Interventionslinien:
Behandlung von Geburtsverletzungen / Stärkung des Gesundheitssystems
 

Im ganzen Land gibt es derzeit nur zwei funktionierende Behandlungszentren. Eines davon ist das Village des Femmes, das der Universitätsklinik Abéché angegliedert ist. Die Versorgung dort ist jedoch unzureichend: Der bestehende Wartesaal ist eng und stickig, es fehlt an Fachpersonal sowie an psychosozialer und wirtschaftlicher Unterstützung zur Reintegration der Frauen. Hier setzt unser Projekt an, um diese Lücken zu schliessen.

Blick in Zimmer mit Spitalbetten und Frauen, die darauf liegen. Der Zustand ist sichtbar schlecht.
Es riecht nach Urin, nicht jede Frau hat ein Bett: Ehemaliger Wartesaal im Village des Femmes.
© WHI

Was wir tun

Wir verbessern die Gesundheitsversorgung im Village des Femmes, indem das bestehende Personal geschult und neue Mitarbeitende eingestellt werden. Die Ausbildung weiterer Chirurgen soll helfen, die Versorgungslücke von Fistelpatientinnen zu verkleinern. Der Bau eines zusätzlichen Gebäudes entschärft die beengten Verhältnisse im Village des Femmes, Sanitäranlagen und bereitgestellte, wiederverwendbare Binden für die Frauen sorgen für hygienischere Verhältnisse. Zudem stellen wir während ihres Aufenthalts die Mahlzeiten bereit.

Wir unterstützen besonders verletzliche Frauen gezielt und individuell,
indem sie ein Einkommensförderungsprogramm durchlaufen, mit dem Ziel, künftig wieder am sozialen und wirtschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Eine psychosoziale Fachperson steht den Frauen im Village des Femmes unterstützend zur Seite.

Wir schaffen Bewusstsein,
indem ehemalige Fistelbetroffene und lokale Frauengruppen ihre Gemeinschaften zu den Ursachen von Geburtsfisteln schulen und betroffene Frauen ermutigen, sich behandeln zu lassen. Durch die Schulung von lokalem Gesundheitspersonal sollen Fisteln früh erkannt und Überweisungen eingeleitet werden können.

Wir identifizieren Fistelüberlebende, indem wir über Radiokampagnen, eine Beratungshotline und die speziell entwickelte App «Notre Bébé et Nous» weitere Frauen erreichen. Die App vermittelt zudem wichtige Informationen zu Schwangerschaft, Geburt und möglichen Geburtsverletzungen.

Unsere App «Notre Bébé et Nous» begleitet Familien im Tschad während der Schwangerschaft, Geburt und in der ersten Zeit mit dem Baby. Sie macht wichtiges Gesundheitswissen auf verständliche Weise zugänglich und hilft zudem dank spezifischen Informationen, Frauen mit Geburtsverletzungen zu erreichen.

Nachhaltigkeit

Für Fistelüberlebende ist die Einkommensförderung zentral, um langfristig ein selbstbestimmtes Leben zu führen und der Marginalisierung zu entkommen. Indem sie selbst Sensibilisierungsarbeit leisten, tragen sie dazu bei, dass sich der gesellschaftliche Umgang mit Fistelbetroffenen verbessert.

Das Projektteam arbeitet bei der Reintegration mit lokalen Organisationen aus Abéché zusammen. Diese Zusammenarbeit ist entscheidend für eine lokal getragene Weiterführung nach Projektende.

Logo DEZA
Logo Lotteriefonds Kanton Aargau
Logo Lotteriefonds Kanton Bern
Logo Fondation Philanthropique Famille Sandoz

Wir danken allen Förderpartnern – auch jenen, die hier nicht erwähnt sind – für die Ermöglichung des Projekts.

Notsituation im Bangladesch
Prekäre Lage in fdsfs für Frauen und Kinder

Bau neuer Wartesaal

Der Wartesaal wird nach der gleichen Bauweise wie die Geburtshäuser im Tschad gebaut: Beim Schichten von Sandsäcken, die später verputzt werden, kann auch die lokale Bevölkerung mitanpacken.
© WHI