Der Abzug der ausländischen Truppen und die gewaltsame Machtübernahme der Taliban im August 2021 haben die Lage in Afghanistan, v.a. für Frauen und Mädchen, komplett verändert. Die Unsicherheit kurz nach dem Einmarsch der Taliban war für die Menschen besonders schwierig.  

Die Lage war wochenlang unübersichtlich bezüglich Sicherheit, dem Transfer von Geldern in die Projekte sowie der Funktionsfähigkeit der Gesundheitszentren. Es fehlte Personal, welches bereits ausgereist war oder aus Angst zu Hause blieb. Zudem wurde die Verfügbarkeit von Medikamenten äusserst prekär: Die eingefrorenen Geldreserven der Afghanischen Zentralbank führt nach wie vor zu enormer USD-Knappheit auf dem afghanischen Markt. Die Wirtschaft in Afghanistan ist zusammengebrochen und mittlerweile sind mehr als 20 Millionen Menschen von einer akuten Hungersnot bedroht.

Viele Afghaninnen sind grösstenteils wieder in ihre Häuser verbannt, sie dürfen ihren Beruf nicht mehr ausüben oder ihr Studium fortsetzen. Im Gesundheitswesen ist die Situation etwas besser, weil Hebammen und Krankenschwestern die Betreuung von Patientinnen übernehmen und dies von den Taliban geduldet wird.

Gewisse Aspekte, wie die Sicherheit auf den Überlandstrassen, haben sich sogar etwas verbessert und ermöglichen einen einfacheren Zugang zu den Gesundheitseinrichtungen. Die Lage bleibt jedoch äusserst volatil und bedingt eine agile und flexible Umsetzung der Projekte.

Women’s Hope hat sich inzwischen ein Netzwerk von in Afghanistan tätigen AkteurInnen aufgebaut, um sich mit ihnen zu beraten. Organisationsintern haben wir ein Monitoring zur Lage in Afghanistan entwickelt. Wir können so rasch auf eine Veränderung der Situation reagieren.

Die Lage in den Projekten
Das Projekt gegen Kinderehen und häusliche Gewalt ist unterbrochen. Die Mitarbeiterinnen mussten aufgrund von Drohungen der Taliban untertauchen. Mittlerweile konnten sie ins Ausland fliehen und sind in Sicherheit. Wir waren die ganze Zeit über mit den Frauen in Kontakt und leisteten moralische und logistische Unterstützung. 

Klar ist, dass sich der Spielraum für Mädchen und Frauen seit der Machtergreifung der Taliban bedeutend verkleinert hat. Wir hoffen, dass sich die Frauen-Selbsthilfegruppen in einem informellen Rahmen weiterhin treffen und ein niederschwelliges Angebot anbieten können.

Das Mutter-Kind-Gesundheitsprojekt in der Laghman Provinz konnte das ganze Jahr Dienstleistungen erbringen. Dies ist in erster Linie der langjährigen Erfahrung unseres Partners, Première Urgence International (PUI), zu verdanken. Das Projekt wurde sogar vorangetrieben: Es wurden Unterkünfte für Hebammen gebaut, das Gesundheitspersonal zu vor- und nachgeburtlicher Betreuung geschult und dringend benötigte Geräte wie «Baby Warmers» für Frühgeborene angeschafft. 

Ausblick
Aufgrund der erreichten positiven Resultate wird Women’s Hope das Projekt zur Stärkung der Mutter-Kind-Gesundheit in der Laghman Provinz im Jahr 2022 ausbauen. Auch werden wir einen Wiedereinstiegs in das Projekt gegen Kinderehen sorgfältig prüfen. Trotz den bestehenden Herausforderungen sind wir fest entschlossen, uns weiterhin tatkräftig für afghanische Frauen und Mädchen in den Bereichen der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und den damit verbundenen Rechten einzusetzen. 

Projekt: Zugang zu Geburtshilfe für Frauen in ländlichen Gebieten der Provinz Laghman

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Frauen in abgelegenen Dörfern soll der Zugang zu professioneller Geburtshilfe in einer Gesundheitsinstitution ermöglicht werden. Die Qualität der Gesundheitszentren wird verbessert, indem die Mitarbeitenden weitergebildet werden und die Zentren kultursensitiv gemäss den Bedürfnissen der Frauen renoviert werden.
Hier geht es zu unserem Projekt.

Helfen Sie mit, Mädchen und Frauen in Not zu unterstützen!

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