Die Dauer von Belaynesh Dawi’s Genesungsgeschichte ist, über mehrere Jahre hinweg, bemerkenswert lang. Jedoch ist sie kein Einzelfall und zeigt so auch besonders eindrücklich, wieso es einen holistischen Ansatz braucht, um Fistelüberlebenden langfristige Perspektiven geben zu können.

img_5697.jpg

Leben vor der Fistel

Belaynesh, in eine Bauernfamilie im Süden Äthiopiens geboren, wächst im abgelegenen Dorf Sike auf. Sie hat das Glück, in der zwei Stunden entfernten Grundschule eingeschult zu werden - bis zur 5. Klasse, als sie mit 15 Jahren heiratet und eine eigene Familie gründet.

Ein Jahr nach der Heirat wird Belaynesh zum ersten Mal schwanger und geht für eine Hausgeburt zu ihrer Mutter. Dort erfährt sie die schlimme Nachricht vom Tod ihres Mannes, der auf der Suche nach Arbeit weit weg vom Dorf gereist war. 

Eine Geburtsreise mit Komplikationen

Während Belaynesh trauert, setzen ihre Wehen setzen ein. Selbst nach vier, für die junge Frau schmerzhaften, Tagen kommt das Baby nicht zur Welt. Nach zwei Tagen im Koma findet sich Belaynesh in einem durchnässten Bett im nächstgelegenen staatlichen Krankenhaus wieder. Mit Hilfe der Ärzte gebärt sie ein totes Baby und bleibt mit einer doppelten Fistel sowie Bewegungseinschränkungen in ihren Beinen zurück. Unfähig zu gehen, verbringt Belaynesh zwei Jahre zu Hause, in denen sie mit Inkontinenz kämpft und dabei die meiste Zeit isoliert bleibt. Eines Tages erfährt ihr Vater von einem Zentrum im Süden von Yirgalem und bringt seine Tochter dort hin, mit der Hoffnung auf eine bessere Behandlung. Belaynesh bleibt, unter Beobachtung des medizinischen Personals, fast vier Jahre lang.

«In diesen zwei Jahren hatte mein Vater auf der Suche nach einem Heilmittel für mich fast sein gesamtes Vermögen verloren. Ich mischte mich nicht mehr in die Gemeinschaft ein und blieb verkrüppelt in der kleinen abgetrennten Hütte und weinte.»

Mit starkem Blick in die Zukunft

Aufgrund ihrer schwerwiegenden inneren Verletzungen wird Belaynesh weiter ins Hauptkrankenhaus in Addis Abeba überführt. Die zweite und letzte schwierige Umleitungsoperation ist erfolgreich genug um Belaynesh zu heilen. Jedoch muss sie für den Rest ihres Lebens langfristige Nachsorgemassnahmen ergreifen. Infolge ihrer besonderen Schwierigkeiten wird Belaynesh zu einer der wenigen dauerhaften Patientinnen im Rehabilitationszentrum Desta Mender. Dort wird sie weiterhin betreut von einer psychiatrischen Krankenschwester aus Addis Abeba.

«Während meines Aufenthalts in Yirgalem haben sich meine Beine deutlich gebessert und ich musste nicht mehr sitzen. Ich half den Reinigungskräften, wusch Wäsche, unterhielt mich mit dem Personal und wurde so in kurzer Zeit präsenter.»

Mittlerweile Mitte 30, durchläuft Belayenesh verschiedene Schulungen in den Bereichen Gemüseanbau, Milchwirtschaft und Gastfreundschaft. Sie arbeitet nun als Bäckerin in der Mensa des Hamlin College of Midwives und näht gerne.


Ihre Unterstützung macht es möglich, dass wir mittels eines holistischen Ansatzes Fistelüberlebenden langfristige Perspektiven geben können.

Spenden

Psychische und reproduktive Gesundheit gehen Hand in Hand

facts_figures.jpg

Projekt: Fistelüberlebende bauen sich ihre Zukunft auf

img_3311.jpg

Unser Projekt unterstützt die Wiedereingliederung von Fistel-Überlebenden in die Gesellschaft durch die Förderung ihrer körperlichen und psychischen Genesung und Autonomie. Hier gibt's mehr Infos dazu.

WHI News September 2021

whi-news_8-21_def.pdf