Interview mit der Schweizer Gynäkologin Dr. Beatrice Ambauen-Berger

img_4737bea_zugeschnitten.jpg

Die Leiterin der Fistelabteilung am LAMB-Hospital im Norden von Bangladesch erzählt über ihr Engagement für Frauen mit Geburtsfisteln.

Was verschlägt eine Schweizer Gynäkologin nach Bangladesch?
Das Leben im Ausland hat mich schon immer fasziniert. Während meiner Assistenzzeit habe ich bereits in Indien gearbeitet. Hinzu kommt, dass mich auch die Mütter- und Kindersterblichkeit in diesen Ländern erschüttert hat. Und da wollte ich einen Beitrag zur Verbesserung dieser Situation leisten.

Was motiviert Sie in dieser auch oft schwierigen Arbeit?
Besonders begeistert mich die Arbeit mit den einheimischen Ärztinnen, die wir zu Gynäkologinnen ausbilden. Und natürlich ist es auch immer wieder wunderbar, Leben zu retten und mitzuerleben, wie Frauen von ihrem Fistel-Leiden geheilt werden, welches für mich wirklich das personifizierte Elend ist. Oft glauben diese Frauen, dass nur sie dieses Problem haben. Als eine Strafe von Allah. Wenn sie dann realisieren, dass andere Frauen das gleiche Leiden haben, bringt das viel Licht in ihre Dunkelheit. Auch die Erfahrung zu machen, dass sie mit ihrem Leben wichtig für uns sind, hinterlässt bei diesen Frauen oft ungeahnte Spuren.

Wie geht es danach für die Frauen weiter?
Oft trägt unsere Arbeit auch über das Spital hinaus viele Früchte. Beispielsweise bilden wir viele unserer ehemaligen Patientinnen in einem einwöchigen Kurs aus, um sie als Gesundheitshelferinnen einzusetzen. Diese unterstützen dann Frauen in den Dörfern und informieren sie über die Krankheit, Präventionsmassnahmen und Heilungschancen. Oft sind sie es auch, welche die Initiative ergreifen und eine Gebärende bei Komplikationen zu uns bringen.

Was ist für Sie die grösste Herausforderung?
Ich glaube, die grösste Herausforderung ist es, das richtige Gleichgewicht in meiner Arbeit zu finden. Es gäbe immer etwas zu tun und zu helfen, aber man hat nicht immer die nötige Kraft oder Zeit dafür.

Wie tanken Sie auf?
Bei meiner Familie, in unserem kleinen Häuschen mit Garten oder beim Wandern. In Bangladesch gibt es kaum Möglichkeiten für Wanderausflüge. Das holen wir dann während unserer Ferien in Indien, Malaysia und natürlich auch in der Schweiz nach.

Vermissen Sie die Schweiz?
Eigentlich kaum. Bangladesch ist wirklich unser Zuhause geworden. Aber wenn wir in der Schweiz sind, geniesse ich unter anderem die Sauberkeit, meine Freiheiten als Frau, meine Muttersprache zu hören und das Essen. Meine 9-jährige Tochter, die in Bangladesch aufgewachsen ist, vermisst die Schweiz vermutlich am wenigsten. Obschon ich das Leben in Bangladesch nicht immer einfach finde, kehre ich jeweils mit viel Motivation und Leidenschaft zurück. Denn wir können dort einen grossen Unterschied bewirken.

Operations-Pate/in werden

Ermöglichen auch Sie die Heilung einer Betroffenen!

img_2192_heilung_von_fisteln.jpg