Was Müttersterblichkeit mit Ungleichheit zu tun hat
September 2019
In der Zeit, die Sie brauchen, um diesen Bericht zu lesen, werden auf dieser Welt vier Frauen und 45 Kinder während der Schwangerschaft, Geburt oder kurz danach sterben - meist aus vermeidbaren Gründen. Dies soll nicht so bleiben!
Ein entscheidender Faktor zur Senkung der Mütter- und Kindersterblichkeit ist die Begleitung während Schwangerschaft und Geburt durch ausgebildete Fachpersonen. Dazu braucht es jedoch mehr als gut ausgerüstete Geburtskliniken mit qualifiziertem Personal. Eine hohe Müttersterblichkeit ist nie nur Folge von fehlender Infrastruktur und Armut, sondern auch Zeichen einer tieferliegenden Ungleichheit und Diskriminierung von Frauen.
Wo Gesundheit und Anliegen der Frauen weniger stark gewichtet werden, wird tendenziell auch weniger investiert.

Im Weltbevölkerungsbericht 2017 der UNFPA steht ein essentieller Satz: "Ein besserer Zugang zu Dienstleistungen der sexuellen und reproduktiven Gesundheit ist nur die halbe Lösung. Die andere Hälfte hängt davon ab, wie gut wir den anderen Dimensionen der Ungleichheit entgegenwirken, die Frauen (...) daran hindern, ihre Rechte wahrzunehmen." Das diese Ungleichheit Auswirkung auf die Müttersterblichkeit hat, zeigen auch die folgenden zwei Grafiken auf:
Wenn wir die Mütter- und Kindersterblichkeit nachhaltig verringern wollen, müssen wir für die Selbstbestimmung von Mädchen und Frauen und gegen Ungleichheiten kämpfen - Ungleichheit zwischen den Geschlechtern, zwischen städtischen und ländlichen Gegenden und zwischen arm und reich. Das bedingt auch strukturellen Wandel. Diesen erreichen wir nur, wenn die ganze Gemeinschaft miteinbezogen wird - auch Männer und Jungen.
In die Gesundheit und Gleichstellung von Frauen zu investieren, ist eine langfristige Angelegenheit, aber sie zahlt sich nicht nur für die Frauen aus, sondern für die ganze Gesellschaft. Ländern, in denen Frauenrechte (u.a. das Recht auf Gesundheit) stark verankert sind, geht es durchs Band auch wirtschaftlich besser.
¹UNFPA, Weltbevölkerungsbericht 2017
²UNFPA, "Girlhood, Not Motherhood" 2015
³WHO, Maternal Mortality 2018
Fotos: Hanspeter Bärtschi