Psychische und reproduktive Gesundheit gehen Hand in Hand
In der September Ausgabe der WHI-News gehen wir den Fragen nach, was unter psychischer Gesundheit zu verstehen ist, weshalb Frauen häufiger von psychischen Störungen betroffen sind und wie wir dies in unserer Programmarbeit berücksichtigen.
«Every country is a developing country when it comes to taking care ofmental health.»
Fatima Batool, klinische Psychologin und Fachfrau für öffentliche Gesundheit WHO
Mentale Gesundheit - noch immer ein Tabu
Fehlendes oder mangelndes mentales Wohlbefinden stellt weltweit ein Problem dar, das im allgemeinen Gesundheits- und Entwicklungsdiskurs lange Zeit vernachlässigt wurde. Nach wie vor sind Stigmen und Tabus rund um das Thema psychische Gesundheit weitverbreitet.
Erhöhte Risiken für Frauen
Frauen und Mädchen tragen ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen. Dies ist einerseits auf ihre meist niedrigere gesellschaftliche und sozioökonomische Stellungzurückzuführen. Die daraus resultierenden Mehrfachbelastungen in Beruf, Haushalt und Kinderbetreuung können zu Stresssituationen und Überforderung führen. Auch sind Frauen Risikofaktoren wie geschlechtsspezifischer Gewalt öfters ausgesetzt. Andere Faktoren sind eng mit reproduktiven Ereignissen (s. Grafik: Menstruation, Schwangerschaft, Geburt, Menopause) verbunden bzw. werden durch diese verstärkt.Angesichts der engen Verknüpfung von geistiger Gesundheit mit der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und den damit verbundenen Rechten von Frauen erstauntes nicht, dass v. a. jene Mütter an psychischen Störungen leiden, die aus benachteiligten Verhältnissen stammen, noch nicht volljährig sind, eine ungewollte Schwangerschaft hinter sich haben oder Gewalt erlebt haben.

Risikofaktoren in den unterschiedlichen Lebensphasen:
Sie können während des ganzen Lebens auftreten und so wichtige Lebensabschnitte und Ereignisse mit beeinflussen.
Negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern
Psychische Probleme haben handfeste physische Folgen. Depressive Störungen oder Angstzustände könnenden Schwangerschafts- und Geburtsverlauf beeinflussen und so auch die Gesundheit der Neugeborenen. Studien zeigen, dass Kinder von Frauen mit Depressionen öfters Frühgeburten sind, ein tiefes Geburtsgewichtaufweisen und auch später eher unterernährt und krankheitsanfälliger sind. Betroffene Frauen haben zum Teil auch Mühe eine Beziehung zu ihrem Kind aufzubauen, was wichtige Stimulationen erschwert.
Das macht Women’s Hope
Women’s Hope stellt die Bedürfnisse der Projektbegünstigten in den Mittelpunkt und hat deswegen schon einige psychosoziale Komponenten in ihre Programme integriert. Dies trifft insbesondere auf das Rehabilitationsprojekt für Fistelüberlebende in Äthiopien zu sowie auf die Projekte in Afghanistan, die in einem. fragilen Kontext durchgeführt werden.
Projekt in Afghanistan
Im Programm Basisgesundheit Afghanistan, das zum Ziel hat, fachlich begleitete Geburten zu erhöhen und die Müttersterblichkeit zu senken, haben psychosoziale Komponenten ein besonderes Gewicht. 85% der Bevölkerung hat traumatische Erlebnisse hinter sich, geschlechtsspezifische Gewalt ist leider weit verbreitet.
• Hebammen und Community Health Workers erhalten deswegen zusätzliche Trainings in Bezug auf psychische Gesundheit. So lernen sie z.B. im Falle von geschlechtsspezifischer Gewalt so zu reagieren, wie es für die Betroffenen am besten ist.
• In Sensibilisierungs- und Diskussionsrunden mit Dorfältesten (Männer und Frauen) wird nicht nur auf die medizinischen Ereignisse und Risiken während einer Schwangerschaft eingegangen, sondern auch auf die Bedeutung des mentalen Wohlbefindens der Schwangeren.
• Für Frauen werden Mütter-Kind-Ecken aufgestellt, wo sie sich in Ruhe mit andern austauschen können und ihre Sorgen äussern dürfen. All diese Massnahmen helfen, das Wohlbefinden zu fördern.
Projekt in Äthiopien
Im Rehabilitationsprojekt in Äthiopien erhalten Fistelüberlebende nebst Physiotherapie und Berufsbildungskursen gezielte psychosoziale Unterstützung. Ziel ist es, dass die Fistelüberlebenden lernen, sich zu akzeptieren, und das Selbstbewusstsein zurück zu gewinnen, um wieder aktiv am Gesellschaftsleben teilnehmen zu können.
• Krankenschwestern sind darauf trainiert, den geistigen Zustand der Patientinnen beurteilen zu können. Sie beobachten und untersuchen den mentalen Zustand der Frauen regelmässig. Verschlechtert sich der Zustand einer Patientin, wird sie an das Mental Hospital in Addis Abeba verwiesen.
• Mittels Storytelling, Gruppendiskussionen und Spielen wird den Patientinnen die Möglichkeit gegeben, das Vertrauen in sich und andere wiederherzustellen und neue Perspektiven zu gewinnen.
• Die positiven Erfahrungen ehemaliger Patientinnen fliessen in das Life-Skill-Programm ein. Ihre Erfolgsgeschichten werden ins Training aufgenommen.

Belaynesh Dawi arbeitet heute als Bäckerin in der Mensa des Hamlin College of Midwives nachdem sie jahrelang mit den physischen und psychischen Folgen ihrer Fistelerkrankung zu kämpfen hatte.
Mit Ihrer Spende investieren Sie in die Gesundheit und Rechte von Mädchen und Frauen in Afrika und Asien. Sie helfen unsere Projekte in Afghanistan, Äthiopien, Bangladesch und im Tschad zu realisieren.
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Zahlen und Fakten zu psychischer Gesundheit
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erachtet die psychische Gesundheit als grundlegend für einen guten Allgemeinzustand. Sie definiert sie als einen Zustand des Wohlbefindens, in dem sich eine Person entfalten, mit normalen Spannungen des Lebens umgehen, einer Arbeit nachgehen und einen Beitrag zum Gemeinschaftsleben leisten kann.

Sorge um Sicherheit von Frauen und Partnerorganisationen
Die Ereignisse in Afghanistan haben sich in den letzten Wochen und Tagen überschlagen. Viele Menschen fürchten sich vor der Gewalt und Unterdrückung durch die Taliban. Hier gibt es Informationen zur aktuellen Lage unserer Projekte in Afghanistan.
Belaynesh's Geschichte
Die Dauer von Belaynesh Dawi’s Genesungsgeschichte von einer Geburtsfistel ist, über mehrere Jahre hinweg, bemerkenswert lang. Jedoch ist sie kein Einzelfall und zeigt so auch besonders eindrücklich, wieso es einen holistischen Ansatz braucht, um Fistelüberlebenden langfristige Perspektiven geben zu können. Hier geht es zu ihrer Geschichte.
Projekt: Fistelüberlebende bauen sich ihre Zukunft auf
Unser Projekt unterstützt die Wiedereingliederung von Fistel-Überlebenden in die Gesellschaft durch die Förderung ihrer körperlichen und psychischen Genesung und Autonomie. Hier gibt es mehr Informationen dazu.